Grundlagen des Finanzsystems

Mir geht es hier nur um eine grundsätzliche Darstellung, ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Neutralität.

Fangen wir mal mit meinem kindlichen Bild vom Finanzsystem an:

Ich bringe mein Sparschwein mit 100€ zur Bank und zahle diese auf mein Sparbuch ein. Uwe Müller braucht für seinen Handwerksbetrieb einen neuen Satz Schraubendreher, hat aber gerade kein Geld. Also geht er zur Bank, leiht sich 100€ und kauft sich von dem Kredit das Werkzeug. Nun zahlt  er ratenweise den Betrag wieder ab. Zuzüglich verlangt die Bank Zinsen von ihm. Diese gehen an die Bank und dann anschließend, anteilig, an mich, als Zinsen auf mein Sparbuch. Ist doch ganz einfach oder?

Schade nur, dass dieses Bild mittlerweile nur noch wenig mit der Realität zu tun hat. Es fängt damit an, dass die Banken die zehnfache Summe ihrer Einlagen als Kredite vergeben dürfen (in gewissen Fällen auch deutlich mehr). Also kann Herr Müller 1000€ an Kredit aufnehmen, obwohl die Bank nur meine 100€ als Einlage besitzt. Durch die Unterschrift von Herrn Müller, mit der er sich verpflichtet 1000€ + Zinsen zurück zu zahlen, erschafft die Bank somit 900€.

Das klingt verrückt und unlogisch oder? Macht ja nichts. Es sagt uns, dass die Kredite die Banken vergeben, bei weitem nicht durch reelle Gegenwerte gedeckt sind!

Diese 900€, die es gerade noch nicht gab, werden nun von Herrn Müller investiert, fließen somit in den Warenkreislauf, enden bei einem Unternehmer als Guthaben, dieser legt das Geld an, das dann wiederum als Grundlage für die Nächste Bank dient weitere Kredite zu vergeben, nämlich dann 9000€. Das bedeutet, dass das Gesamtvolumen an laufenden Krediten immer weiter wächst!

Für die kapitalistische Wirtschaft ist das eine Bedingung geworden. Es versorgt die Weltwirtschaft laufend mit frischem Geld, was investiert werden kann und das führt zu Wachstum. Also alles in Ordnung?

Denken wir noch einen Schritt weiter: Wenn das Gesamtvolumen an Krediten stetig wächst, dann wächst auch das Volumen an zu zahlenden Zinsen. Diese Zinsen wiederum müssen tatsächlich von der Realwitschaft erarbeitet werden, also ermöglicht das Kreditsystem nicht nur Wachstum, sondern erzwingt es.

Da ewig fortschreitendes Wachstum illusorisch ist, steuern wir auf einen Zustand zu, in dem die Bevölkerung letztlich nicht mehr in der Lage sein wird die Zinsen für das Wirtschaftsystem erarbeiten zu können.

Um dieser Entwickung entgegen zu arbeiten wird beispielsweise der Leitzins gesenkt, das verbilligt Kredite, schiebt das Problem aber nur auf. Andererseits werden in der Wirtschaft z.B. Kosten gesenkt um Gewinne zu maximieren, letztlich auch um Zinsen von Krediten bedienen zu können.

In eingen Ländern wie z.B. Japan oder den USA ist man dazu übergegangen, dass die Nationalbanken den Ländern zinsfreie Kredite zur Verfügung stellen. Damit steigt dann das Kreditvolumen, aber nicht das Zinsvolumen. Allerdings muss man sich dann irgendwann die Frage stellen, was Geld wert ist, dass aus dem Nichts generiert und ohne Verzinsung weiter gegeben wird.

Oder sollten wir uns schon längst fragen, welchen Gegenwert unser Geld eigentlich hat?

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