Mut zur Utopie

Der Kapitalismus und alle Auswüchse und Folgen daraus, sind leicht zu kritisieren. Es fallen ständig und allerorts Missstände auf, die benannt und diskutiert werden müssen; aber: In jeder dieser Diskussionen kommt man an den Punkt, an dem die Fragen nach Alternativen gestellt werden. Unsere Politiker und andere Diskussionsteilnehmer wenden sich schnell der Alternativlosikeit zu, aber kann das die ganze Wahrheit sein? Wir lebten also, laut ihnen, in der höchsten oder besten Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens, die denkbar ist?

Es gibt Alternativen! Alternative Arten zu wirtschaften, Gesellschaft zu verwalten, Zusammenzuarbeiten, zusammen und gemeinsam zu leben. Viele kluge Geister in der Geschichte haben sich genau zu diesem Thema Gedanken gemacht und, zu unserem Glück, dieses auch niedergeschrieben. Wir wollen hier einige Anregungen an Literatur und Multimedia auflisten, die es euch ermöglichen sollen in andere Richtungen zu denken. Wir wollen hiermit aufrufen sich mit denkbaren Alternativen zu beschäftigen. Unsere Auflistung ist subjektiv, unvollständig und unwissenschaftlich; darf sie auch bleiben, es geht hier erst einmal um Anregung. Wir sind selbstverständlich offen für Kritik zur Erweiterung und Bearbeitung.

Bücher


Als eines der Klassiker zu werten und seiner Zeit um Jahrhunderte voraus, schreibt Thomas Morus nicht nur über die Missstände seiner damaligen Landesgenossen, nein, Morus entwirft eine konkrete Utopie wie Menschen ohne Geld, Gold, Konsum zusammen leben können und glücklich sind, die ohne weiteres noch heute Gültigkeit besitzt.

Thomas Morus, Utopia, Reclam, ISBN:978-3-15-000513-2      5Euro       1516 verfasst (!!!)

oder hier online lesen.


 

Wer sich mit den Grundlagen des ursprünglichen, nicht verfremdeten Kommunismus befassen möchte, kommt natürlich nicht um Marx und Engels kommunistisches Manifest herum. Teilweise trockene oder sperrige Sprache des Neunzehnten Jahrhunderts. Beleuchtet sehr eindrucksvoll die schon früh erkannte Problematik der Klassenmissstände, die heute als Arm-und-Reich-Schere nach wie vor existiert.

Karl Marx, Friedrich Engels, Manifest der kommunistischen Partei,                                                            ISBN: 978-3150083239           Reclam, 5 Euro            1848 verfasst

Als Hörbuch gratis bei Youtube, oder hier online lesen.


Bei der Beschäftigung mit dem ursprünglichen Kommunismus lohnt sich ein Ausflug in die Werke von Lenin. In Staat und Revolution werden Texte von Marx und Engels ausgelegt und interpretiert, Verwässerungen und Falschdeutungen des Kommunismus werden argumentativ widerlegt. Ein eingänig und schön zu lesender Text, emfpehlenswert.

Lenin, Staat und Revolution,

ISBN: 3-922431-73-9      Das freie Buch GmbH,  7,50 Euro       1917 verfasst


 

 

Griechisches Referendum – Erklärung und Kommentar

Ob Alexis Tsipras in diesen Tagen wohl ruhig schlafen kann? Ich denke er weiß welche Trageweite seine Entscheidung zum Referendum haben kann…

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Aber immer der Reihe nach:

Die Positionen der Verhandlungspartner, der griechischen Regierung auf der einen Seite, und die, der Geldgeber (EU, EZB, IWF), auf der anderen Seite, waren festgefahren. Die Geldgeber bestehen auf eine konsequentere Austeritätspolitik (Sparpolitik) und weichen von diesem Kurs nicht ab. Die griechische Regierung hat sich für ein besonderes Kunststück wählen lassen: Im Euroraum bleiben ohne harten Sparkurs. Dieses Ziel zu erreichen gestaltet sich mehr als schwierig.

Die griechische Regierung unter Tsipras darf also in den Verhandlungen mit den Geldgebern nicht zu weit nachgeben, ohne seine Glaubwürdigkeit zu verlieren. Der Gegenseite geht es da nicht viel anders und so konnten bei einigen Punkten keine Kompromisse gefunden werden. Kurz vor dem Ende des Verhandlungsspielraums nun also ein äußerst gewagter Schachzug der Griechen: Referendum. Warum so spät? fragen viele. Weil Tsipras genau weiß was damit alles auf dem Spiel steht! Und nicht um eine Woche Zeit zu schinden, wie einige zu wissen glauben.

Zuerst muss gesagt werden worum es bei dem Referendum geht: Nein, das griechische Volk stimmt nicht darüber ab, ob Griechenland im Euroraum bleiben möchte und auch nicht ob die Verhandlungen mit den Geldgebern abgebrochen werden sollen! Es geht lediglich darum, ob das aktuelle Angebot der Geldgeber in dieser Form angenommen oder abgelehnt werden soll.

Und deswegen so eine Aufregung? Oh ja, die Tragweite dieses Referendums geht nämlich weit über die eigentliche Fragestellung hinaus! Lehnt das griechische Volk das Angebot der Geldgeber ab, dann ist Griechenland nicht aus dem Euro ausgeschieden sondern die Verhandlungen gehen in die nächste Runde, mit einer deutlich gestärkten Position der griechischen Regierung: Tsipras  zu erpressen wird dadurch viel schwieriger. Aufgrund einer Volksentscheidung einem Land die Zahlungen zu verwehren und dadurch aus der EU zu befördern, wird in der öffentlichen Wahrnehmung kaum vertretbar sein, somit fällt das als Druckmittel weg! Der griechischen Regierung könnte ihr Vorhaben, vom Euroerhalt ohne überharten Sparzwang, tatsächlich glücken!

Stimmen die Griechen hingegen für das Angebot der Geldgeber, dann werden jetzt schon von allen Seiten Neuwahlen gefordert, die linke Regierung verliert jedoch mindestens stark an Rückhalt. Das ist aber noch nicht alles: Gelingt es den Geldgebern die ungeliebte griechische Regierung abzusetzen, dann kann das eine Signalwirkung für andere EU-Krisenstaaten haben, nämlich, dass eine linke Regierung nicht erfolgsverprechend ist, wenn es um die Interessen des eigenen Staates geht.

Diese Signalwirkung funktioniert natürlich auch in die andere Richtung, hin zu mehr linken Volksvertretern in Europa, das gilt es, aus Sicht der EU, EZB, IWF zu verhindern!

Der Kampf um die griechischen Köpfe hat längst begonnen und wird schmutzig geführt. Wie bereits angedeutet, wird das Referendum zu einer Entscheidung über den Verbleib in der Eurozone umgemünzt. Die Griechen haben Angst vor dem Grexit (griechischer EU-Austritt) und dem vermutlich daraus resultierendem Staatsbankrott, so lässt sich leicht Werbung für ein „JA“ machen. Die Propagandamaschine läuft und es bleibt zu hoffen, dass die Griechen vor lauter Angstmache nicht aus den Augen verlieren, worum es wirklich geht: Um eine Richtungsentscheidung für Griechenland und ,ein Stück weit, für Europa!

Alexis Tsipras steht mit dem Rücken zur Wand, sein Einsatz ist gnadenlos hoch, die Entscheidung ist ihm sicherlich nicht leicht gefallen. Jetzt erzwingt er eine Richtung für die zukünftige Verhandlungspostion Griechenlands, weil er keine andere Handhabe mehr sieht.  Er setzt für Griechenland, und auch ein bisschen für uns, alles auf Rot! Ich hoffe inständig, dass sein Mut belohnt wird.

Grundlagen des Finanzsystems

Mir geht es hier nur um eine grundsätzliche Darstellung, ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Neutralität.

Fangen wir mal mit meinem kindlichen Bild vom Finanzsystem an:

Ich bringe mein Sparschwein mit 100€ zur Bank und zahle diese auf mein Sparbuch ein. Uwe Müller braucht für seinen Handwerksbetrieb einen neuen Satz Schraubendreher, hat aber gerade kein Geld. Also geht er zur Bank, leiht sich 100€ und kauft sich von dem Kredit das Werkzeug. Nun zahlt  er ratenweise den Betrag wieder ab. Zuzüglich verlangt die Bank Zinsen von ihm. Diese gehen an die Bank und dann anschließend, anteilig, an mich, als Zinsen auf mein Sparbuch. Ist doch ganz einfach oder?

Schade nur, dass dieses Bild mittlerweile nur noch wenig mit der Realität zu tun hat. Es fängt damit an, dass die Banken die zehnfache Summe ihrer Einlagen als Kredite vergeben dürfen (in gewissen Fällen auch deutlich mehr). Also kann Herr Müller 1000€ an Kredit aufnehmen, obwohl die Bank nur meine 100€ als Einlage besitzt. Durch die Unterschrift von Herrn Müller, mit der er sich verpflichtet 1000€ + Zinsen zurück zu zahlen, erschafft die Bank somit 900€.

Das klingt verrückt und unlogisch oder? Macht ja nichts. Es sagt uns, dass die Kredite die Banken vergeben, bei weitem nicht durch reelle Gegenwerte gedeckt sind!

Diese 900€, die es gerade noch nicht gab, werden nun von Herrn Müller investiert, fließen somit in den Warenkreislauf, enden bei einem Unternehmer als Guthaben, dieser legt das Geld an, das dann wiederum als Grundlage für die Nächste Bank dient weitere Kredite zu vergeben, nämlich dann 9000€. Das bedeutet, dass das Gesamtvolumen an laufenden Krediten immer weiter wächst!

Für die kapitalistische Wirtschaft ist das eine Bedingung geworden. Es versorgt die Weltwirtschaft laufend mit frischem Geld, was investiert werden kann und das führt zu Wachstum. Also alles in Ordnung?

Denken wir noch einen Schritt weiter: Wenn das Gesamtvolumen an Krediten stetig wächst, dann wächst auch das Volumen an zu zahlenden Zinsen. Diese Zinsen wiederum müssen tatsächlich von der Realwitschaft erarbeitet werden, also ermöglicht das Kreditsystem nicht nur Wachstum, sondern erzwingt es.

Da ewig fortschreitendes Wachstum illusorisch ist, steuern wir auf einen Zustand zu, in dem die Bevölkerung letztlich nicht mehr in der Lage sein wird die Zinsen für das Wirtschaftsystem erarbeiten zu können.

Um dieser Entwickung entgegen zu arbeiten wird beispielsweise der Leitzins gesenkt, das verbilligt Kredite, schiebt das Problem aber nur auf. Andererseits werden in der Wirtschaft z.B. Kosten gesenkt um Gewinne zu maximieren, letztlich auch um Zinsen von Krediten bedienen zu können.

In eingen Ländern wie z.B. Japan oder den USA ist man dazu übergegangen, dass die Nationalbanken den Ländern zinsfreie Kredite zur Verfügung stellen. Damit steigt dann das Kreditvolumen, aber nicht das Zinsvolumen. Allerdings muss man sich dann irgendwann die Frage stellen, was Geld wert ist, dass aus dem Nichts generiert und ohne Verzinsung weiter gegeben wird.

Oder sollten wir uns schon längst fragen, welchen Gegenwert unser Geld eigentlich hat?

Die Angst der Schafe

Auf dem Weg zur Arbeit höre ich oft die aktuellen Nachrichten im Radio. Ein großer Teil davon beschäftigt sich mit nationaler und internationaler Wirtschaft. Wenn Politiker Reden schwingen zur wirtschaftlichen Lage, fallen direkt oder indirekt Schlüsselbegriffe, die, einem Jeden von uns, Wohlstand in unserer Gesellschaft ermöglichen.

Wenn man der Politik glauben darf, dann lebt unsere Wirtschaft von Dingen wie Innovationen, Organisation, Disziplin, Fleiß, Fortschrittsgedanke etc.. Diese Begriffe klingen gut, der Deutsche identifiziert sich mit solchen Tugenden gerne, außerdem sind diese Begriffe so schwammig, dass sie nicht weh tun.

Also wer in Deutschland wirtschaftlich nicht erfolgreich ist, dem fehlt es offensichtlich an den genannten Tugenden. Wer hingegen seinen Lebensunterhalt, zumindest relativ stabil, bestreiten kann hat diese Grundsätze verinnerlicht.

Ist das die Arbeits- und Lebenssrealität in der wir uns täglich bewegen?

Ich kenne viele Gegenbeispiele und stelle hier eine These auf: Über diesen und vielleicht noch anderen Grundsätzen der Arbeitswelt steht ein viel größeres Prinzip. Ein Prinzip, dass uns arbeiten, ertragen, zurückstecken lässt. Ein Prinzip, dass uns gefügig und empfänglich macht. Das Prinzip der Angst.

Angst ist mittlerweile zum Motor der Wirtschaft in userer Gesellschaft geworden. Angst den Chef zu verärgern, Angst der Firma, dem Konzern, der Wirtschaft zu schaden, letztlich die Angst den Job zu verlieren, keinen gleichwertigen mehr zu finden. Angst vor sozialem Abstieg.

Diese Angst nimmt der arbeitenden Bevölkerung immer mehr ihr Selbstwertgefühl, immer mehr den Willen für seine Rechte, für eine gerechtere Welt einzustehen!

Die Menschen sind nicht mehr einfach nur die Schafherde, die sich treiben lässt! Man akzeptiert diesen Zustand als gegeben. Man denkt unsolidarisch und ärgert sich über die Schafe die das Kämpfen noch nicht ganz aufgeben haben. Man denkt aus der Perspektive des Schäfers, man fängt an sich selbst zu scheren um dem Schäfer keine weiteren Umstände zu bereiten.

Dieses Denken ist konstruiert, Politik und Medien reden, seit Jahrzehnten, im ewigen Gleichklang vom alternativlosen Wirtschaftssystem, was unter allen Umständen zu erhalten ist.

Diesen Weg, des Selbstverständnisses als Schaf, weiter zu beschreiten, ist unverantwortlich und gefährlich! Wir riskieren unsere Zukunft, die Zukunft unserer Gesellschaft. Die nachfolgenden Generationen haben es verdient, dass wir anfangen wieder selbstständig zu denken. Wir müssen neu lernen uns als gleichgestellte Individuen zu sehen… als Menschen!

 

-Es wird höchste Zeit zu Denken, höchste Zeit zu Kämpfen!-

Streik-Gedanken und Gegengedanken

Ich bestreite meinen Lebensunterhalt mit einem Tariflohn der Industrie.

-„Jetzt streiken diese Lokführer schon wieder!“-

Genauso geht es natürlich hunderten meiner Kollegen, mit denen ich täglich zusammenarbeite.

-„Wissen die eigentlich garnicht, was das der deutschen Wirtschaft kostet?!“-

Somit hatten und haben Gewerkschaften und deren Arbeit einen entscheidenen Anteil an meinem und unserem Lebensunterhalt.

-„Die werden schon noch sehen was die davon haben!“-

Das Streikrecht garantiert diesen Gewerkschaften ein, wenn auch kleines, Druckmittel um sich in Verhandlungen, auch gegen Widerstände der Arbeitgeberseite, behaupten zu können.

-„Wenn wir hier streiken, steh ich aber nicht vorm Tor! Wenn einer der Chefs mich sieht habe ich Angst um meinen Job!“-

Alle diese Zitate stammen aus meinem direkten Kollegium, während der Streikphase der GDL, deren Ende vom Abschluss des Tarifeinheitsgesetzes begleitet wurde.

-„Das wars jetzt mit dem ewigen Gestreike, das haben sie nun davon!“-

Zusatzinformation: Keiner meiner hier zitierten Kollegen ist auf die Bahn, als Pendler, angewiesen.

Noch gestern höre ich auf dem Weg nach Hause im Radio eine Berichterstattung über den aktuellen Streik bei der Post. Hier einige Stimmen der dort befragten Passanten:

-„Die Übertreiben das, meiner Meinung nach mittlerweile ganz schön mit dem Streiken!“-

-„Das sind ja mittlerweile schon italienische Verhältnisse hier!“-

Ehrlich gesagt, machen mich solche Aussagen mittlerweile aggressiv, ich kann es einfach nicht mehr hören!

Wir Lohnarbeiter sitzen letztlich alle in einem Boot! Ein Gebot der Stunde ist es, sich genau das klar zu machen. Wenn Leute auf die Straße gehen, um für „faire“ Löhne zu kämpfen, dann unterstützt sie! Ein steigendes Lohnniveau nützt uns mittelfristig allen! Solidarität in der Masse der Lohnarbeiter, und das sind die Allermeisten von uns, ist der Schlüssel zu steigenden Löhnen, einer faireren Gesellschaft und schlussendlich zur Revolution des Systems. Stemmt euch gegen die Wirtschaftspropaganda aus Politik und Medien, denkt selbst, wiederholt nicht einfach den Wirtschaftsteil der „Bild“ oder des „Spiegel“.

Solidarisiert euch mit Menschen, nicht mit Zahlen!